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Neuer Höchststand bei Wohnungslosen in Deutschland

335.000 Menschen waren im vergangenen Jahr in Deutschland ohne Wohnung. Eine aktuelle Prognose geht von einer Steigerung der Zahlen in den kommenden vier Jahren auf mehr als eine halbe Million wohnungslose Menschen aus.

Einen drastischen Anstieg der Wohnungslosigkeit in Deutschland hat die BAG Wohnungslosenhilfe (BAG W) ermittelt: 2014 waren ca. 335.000 Menschen in Deutschland ohne Wohnung - seit 2012 ist dies ein Anstieg um ca. 18 Prozent. Prognostiziert wird sogar ein weiterer Zuwachs um 200.000 auf dann 536.000 wohnungslose Menschen in den Jahren von 2015 bis 2018. Das wäre eine Steigerung um ca. 60 Prozent. Diese Zahlen präsentierte der Dachverband der Wohnungslosenhilfe aktuell in Berlin. Demnach sei auch die Zahl derjenigen angestiegen, die vom Verlust ihrer Wohnung unmittelbar bedroht seien: 2014 waren ca. 172.000 Haushalte betroffen (2012: 144.000).

Der Dachverband sieht die Ursachen für die steigende Zahl der Wohnungslosen in Wohnungsmangel, hohen Mieten, Verarmung und sozialpolitischen Fehlentscheidungen. Winfried Uhrig, Vorsitzender der BAG Wohnungslosenhilfe: „Mehrere Faktoren sind maßgeblich für den dramatischen Anstieg der Wohnungslosenzahlen: Dazu gehört das unzureichende Angebot an preiswertem Wohnraum in Verbindung mit dem ständig schrumpfenden sozialen Wohnungsbestand, dem nicht durch Neubau und soziale Wohnungspolitik gegengesteuert wurde und wird.“ Seit 2002 gebe es eine Million Sozialwohnungen weniger und es fehlten mindestens 2,7 Millionen Kleinwohnungen.

Die neue Studie des Petsel-Instituts aus diesem Jahr geht von 500.000 fehlenden Wohneinheiten aus. Der derzeit stark gestiegene Bedarf durch Zuwanderer ist noch nicht berücksichtigt.

In Schleswig-Holstein basieren Zahlen für den Wohnraumbedarf auf der Wohnmarktprognose des Instituts für Stadtforschung und Infrastrukturpolitik IfS, das im Auftrag des Innenministeriums 2011 erstellt worden ist. Demnach ging man von einem Neubaubedarf von rund 95.000 Wohnungen bewziehungsweise sieben Prozent des Bestandes von 2009 für die Jahre 2010 bis 2025 aus. Eine aktuelle Prognose, die auf einer koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung beruht, liegt laut Aussage des Innenministeriums voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres vor.

In Deutschland gibt es bisher trotz Appelle an die Bunderegierung von Seiten sozialer Verbände keine bundeseinheitliche Wohnungsnotfall-Berichterstattung auf gesetzlicher Grundlage. Die BAG Wohnungslosenhilfe (BAG W) veröffentlicht regelmäßig ihre Schätzung zur Zahl der Wohnungslosen in Deutschland.

Für Schleswig-Holstein hatte das Diakonische Werk Schleswig-Holstein die Zahl der Wohnungslosen im April in  einer Ersterhebung erfasst. Die Zahlen seien noch lückenhaft, doch dokumentierten sie die steigende Tendenz. Insgesamt liege die Zahl der Menschen, die bereits ohne Wohnung sind oder von der Wohnungslosigkeit, etwa durch Räumung, bedroht sind, bei mehr als 10.000, wobei die Dunkelziffer  allerdings auf das Doppelte geschätzt werde.

Foto: Thorben Wengert_pixelio.de