HEMPELS Verkäufer im Café

20. Internationaler Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen

Anlässlich des 20. Internationalen Gedenktages für verstorbene DrogengebraucherInnen fand in Kiel vom 16.- 21.07.2018 eine einrichtungsübergreifende Gedenk- und Informationswoche statt. Teilnehmende Einrichtungen waren die Drogenhilfe Kiel-Ost und die Trinkräume des HEMPELS e.V. Die Einrichtungen haben in Kooperation mit dem örtlichen JES-Verband (Junkies, Ehemalige, Substituierte) zuvor gemeinsame Informationsmaterialien bestellt und den Ablauf sowie Gestaltung geplant und organisiert.

In der Drogenhilfe Kiel-Ost durfte man zu den offenen Sprechzeiten Kaffee, Kuchen und Kekse genießen, dabei in einen entspannten Austausch kommen, Kerzen anzünden, kleine Herzen ausschneiden und diese beschriften sowie Erinnerungen und Zeilen in ein mit Lavendelblüten verziertes Gedenkbuch hinterlassen. Die BesucherInnen hatten hier die Möglichkeit, schwarze Luftballons mit Helium zu befüllen, um mit diesen den Verstorbenen zu gedenken. Insgesamt wurden im Verlauf der Woche etwa 50 schwarze Heliumluftballons durch die Stadt Kiel getragen oder auch an Autos oder Fahrräder gebunden, welche mit Namen von Verstorbenen, Zeichnungen und lieben Grußworten beschriftet waren.

Im Laufe der Woche kam es immer wieder dazu, dass sich verschiedene Menschen im Wartebereich der Drogenhilfe Kiel-Ost platziert hatten und in kleinen Gruppen einen intensiven Austausch über die Erinnerungen an die Menschen, die verstorben sind, anregten. Neben dem Gedenken gab es auch informativen Austausch über derzeitige Substanzen, die für Sorge unter den GebraucherInnen und SozialarbeiterInnen sorgen. Es zeigte sich, dass nach Ansicht der Beteiligten hier derzeit ein Schwerpunkt auf dem Medikament Lyrica liegt. Der zunehmende Konsum dieser Substanz ist nach Ansicht aller Befragten und auch MitarbeiterInnen besorgniserregend, nicht zuletzt da es im Zusammenhang mit Lyrica-Mischkonsum zuletzt zu Todesfällen kam.

Daneben besteht derzeit große Nachfrage an den Flyern über Fentanyl, wie sich im Trinkraum des HEMPELS e.V. herausstellte. Dort hing neben den Informationsmaterialien ein liebevoll gestaltetes Plakat über dem Tisch, welches Melanie Peschel, Mitarbeiterin des Trinkraumes des HEMPELS e.V., mit weiteren Menschen auf den Weg brachte. Auf diesem sind viele Namen der Verstorbenen verzeichnet worden. Melanie Peschel berichtete von positivem Feedback über diesen kleinen Gedenktisch und berichtet von Menschen, die an diesem trauerten. Aufgrund der Vielzahl der Namen auf dem Plakat gab es hier und da einen Austausch über die Verstorbenen selbst sowie auch namentliche Ergänzungen am Plakat. Die Kerze brannte sechs Tage lang zu den Öffnungszeiten des Trinkraumes.

Außerdem beteiligten sich die DrogengebraucherInnen auch daran, mehr Aufmerksamkeit auf den Internationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen zu lenken, u.a. indem sie ein offizielles Gedenkplakat und einen Heliumluftballon an eine Wand im öffentlichen Raum des Stadtteils hingen.

Wir bedanken uns bei allen, die sich an der Planung, Organisation und Durchführung der Aktionswoche in Vorbereitung auf den 20. Internationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen beteiligt haben und gedenken der Menschen, die von uns gegangen sind.

Text: Drogenhilfe Kiel-Ost

Fotos: Drogenhilfe Kiel-Ost, Karl-Heinz Albrecht (1)

Das Gedenkbuch der Drogenhilfe Kiel-Ost, in welchem insgesamt 12 Einträge gesammelt werden konnten.

Es wurden viele Kerzen in Gedenken an Verstorbene angezündet.

Die schwarzen Heliumluftballons, beschrieben mit lieben Worten und Namen.

Ein Auto verziert mit einem schwarzen Heliumballon.

Der Wartebereich der Drogenhilfe Kiel-Ost; ein Aktionstisch mit Informationsmaterialien und Möglichkeiten, aktiv in Gedenken an verstorbene kreativ zu werden.

Ein Auszug aus dem Gedenkbuch.

Auch im HEMPELS-Trinkraum in Gaarden wurde an die Verstorbenen erinnert.

Der 20. Internationale Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen im HEMPELS-Trinkraum in Gaarden.

"Ihr fehlt!" – auch im "Café Zum Sofa" in der Kieler Schaßstraße wurde der Verstorbenen gedacht.