HEMPELS Verkäufer im Café

Anzahl der Wohnungslosen erneut gestiegen

Erneut ist die Zahl der Wohnungslosen gestiegen und die betroffenen Menschen werden immer jünger. Ursache ist neben den Notlagen der Betroffenen der hohe Druck auf dem Markt für bezahlbare Wohnungen. Wo Hilfe aus der Politik fehlt, setzen alternative Konzepte Signale.

Die Zahl der Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit Bedrohten in Schleswig-Holstein ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Gut 7.500 Menschen haben die Angebote der diakonischen ambulanten Wohnungslosenhilfe in Anspruch genommen. Das waren rund 16 Prozent mehr als 2015; in dem Jahr hatte man rund 6.500 Rat- und Hilfesuchende gezählt. Das wiederum waren knapp 1.000 mehr als 2014. Insgesamt wird von mehr als 10.000 Wohnungslosen ausgegangen.

Erfasst sind in dieser Statistik allerdings nur diejenigen, die in die Beratungsstellen und Notunterkünfte der Diakonie gekommen sind. „Wir schätzen, dass die Dunkelziffer noch sehr viel höher liegt“, sagt Landespastor Heiko Naß. Besonders angespannt sei nach wie vor die Lage in den vier kreisfreien Städten Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster, aber auch in den Mittelzentren Heide, Pinneberg und Husum. Vor allem in Ballungsräumen fehlt nach wie vor bezahlbarer Wohnraum.

Besorgniserregend ist die Anzahl junger Erwachsener im Alter von 18 bis 25 Jahren. In dieser Gruppe verdoppelte sich die Zahl sogar auf knapp 2.300. Viele von ihnen kommen aus dem System der Kinder- und Jugendhilfe und haben Probleme beim Übergang in ein selbständiges Leben, sind dann arbeitslos und ohne Einkommen. Es fehlt ihnen ein klassisches familiäres Netzwerk, das sie in der Notlage auffängt. Auch viele der betroffenen Erwachsenen haben besondere Schwierigkeiten, am überlasteten Wohnungsmarkt gegen andere zu konkurrieren, da sie oft arbeitslos, überschuldet oder krank sind.

Die künftige Landesregierung sollte verstärkt den Bau von Sozialwohnungen vorantreiben und Kontingente für Wohnungslose zur Verfügung stellen. Verschiedene diakonische Einrichtungen in Schleswig-Holstein mieten bereits Wohnungen an, die sie an Menschen weitervermieten, die schon länger in einer Notunterkunft leben, inklusive Betreuung. Beispielsweise haben so in Lübeck mehr als 30 und in Kiel 12 Wohnungslose eine neue Perspektive erhalten.

Ein Signal hat auch HEMPELS mit der Gründung der gemeinnützigen HEMPELS Stiftung gesetzt. Diese sammelt Mittel, um Immobilien erwerben zu können. Geplant ist, noch in diesem Jahr zunächst in der Landeshauptstadt erste Wohnungen zu kaufen oder feste mobile Wohneinheiten zu schaffen. „Diese sollen dann an Wohnungslose vermietet werden. Bei Bedarf können sie dort auch die Hilfe von Sozialarbeitern in Anspruch nehmen“, sagt Vorstand Lutz Regenberg.

HO

Foto: Thorben Wengert / pixelio.de