HEMPELS Verkäufer im Café

Der erste Wohlfühlmorgen in Kiel

Am Samstag, den 10. Oktober öffnete die Kieler Gelehrtenschule ihre Türen für den ersten Kieler Wohlfühlmorgen. Es war eine Veranstaltung, die u.a. in Hamburg bereits mehrfach und erfolgreich von den Maltesern und zahlreichen weiteren Helfern für Wohnungslose und Bedürftige durchgeführt wurde.

Samstag um 10 Uhr war es auch hier in der Landeshauptstadt endlich soweit. Die Kieler Gelehrtenschule öffnete ihre Türen für den ersten Wohlfühlmorgen für Bedürftige. Über ein Jahr lang hatten Mitglieder des Malteser Hilfsdienst e.V. mit einem Vorbereitungsteam zusammengearbeitet, um diesen Morgen nach dem Hamburger Vorbild zu gestalten. Caritas, der Sozialdienst katholischer Frauen, die katholische Frauengemeinschaft Deutschlands und zahlreiche weiteren Ehrenamtliche sowie Schüler des Abiturjahrgangs der Gelehrtenschule sorgten dafür, dass der Morgen weit über ein reines Wohlfühlfrühstück hinausging.

Im Vordergrund stand, Armen und Wohnungslosen die Möglichkeit zu schenken, sich trotz ihrer alltäglichen Last einmal fallenzulassen und wohlzufühlen. Dafür wurden neben einem üppigen Frühstück weitere Wohlfühlmöglichkeiten in Form von kostenlosen Friseur-, Kosmetik- und Pedikürebehandlungen angeboten. Sozialberatungen und Arztbesuche für Mensch und Tier konnten ebenfalls in Anspruch genommen werden.

Nicht nur das Wetter schien der Veranstaltung wohlgesonnen zu sein. Die Stunden wurden durchweg von einer offenen und herzlichen Stimmung getragen. Von Berührungsängsten war nichts zu spüren. Helfer und Besucher kamen schnell ins Gespräch und auch ich, die derzeit ein Praktikum bei HEMPELS macht, wurde freundlich von einigen unserer HEMPELS-Verkäufer beim Frühstück begrüßt. Schnell fand ich mich bei einer Tasse Kaffee am Tisch sitzend, in nette Gespräche vertieft, wieder.

Wie aber empfanden die Besucher diesen ganz besonderen Samstagmorgen? Nachdem an unserem Tisch der Frühstückshunger langsam gestillt war, fing ein Besucher ganz gedankenverloren an, das benutzte Geschirr und Besteck wegzuräumen, bis eine freundliche Ehrenamtliche lächelnd herbeieilte: „Das müssen Sie doch nicht, dafür sind wir doch da.“ Ihre Bemühungen blieben jedoch vergebens. „Doch, doch. Sie sind ja auch nett zu uns. Da können wir doch auch etwas zurückgeben.“

Auch HEMPELS Verkäufer Richard Racz, der bereits seit vier Jahren das Straßenmagazin HEMPELS verkauft, berichtete sichtbar erleichtert, dass er jetzt, nach seiner ersten Pediküre, wohl endlich wieder schmerzfrei laufen könne.

Eine Veranstaltung mit viel Herz, die mit ihren 60 Besuchern an dem Tag schon auf eine positive Resonanz gestoßen ist. Sie wird hoffentlich in den nächsten Jahren noch bekannter werden und über das Wohlgefühl bei den Armen und Obdachlosen hinaus noch mehr bewirken. Bestenfalls wird sie dazu beitragen, dass die Augen vor Obdachlosigkeit oder Armut nicht weiter verschlossen werden. „Denn wir dürfen trotz der Flüchtlingskrise auch die Not vor der eigenen Haustür nicht vergessen“, so Sylvia Bonse, ehrenamtliches Mitglied im Malteser Hilfsdienst e.V. und Koordinatorin des Wohlfühlmorgens Kiel.

Text und Fotos: Ann-Kristin Janz

Eindrücke vom Kieler Wohlfühlmorgen; Fotos: Ann-Kristin Janz