Am Dienstag, 22. Juli, ist der Tag der Hängematte. Ursprünglich stammt sie aus Südamerika, eine Zeit lang galt sie als "bester Freund des Seefahrers". Heute hilft sie beim Entspannen und bei Rückenproblemen
TEXT: HANNAH REINHARD (EPD)
"In einer Hängematte zu liegen, das ist einfach Entspannung pur." So fasst Kai Christophersen seine Begeisterung für das ursprünglich aus Südamerika stammende Produkt zusammen. Christophersen betreibt einen Hängemattenladen in Hamburg-Ottensen. Dort verkauft er klassische Hängematten, hergestellt in Südamerika. "In Urwald-Gegenden sind viele verschiedene Tiere auf dem Boden unterwegs. Wenn man oberhalb des Bodens schläft, ist man geschützter", erklärt der Kenner die Herkunft der Schlafstätte.
Ursprünglich wurden die Matten aus Palmenfasern hergestellt, heute sind sie aus Baumwolle. "Matten aus Palmenfasern verkaufe ich kaum. Das ist keine Fabrikware", erklärt der Experte. Diese Art der Herstellung gebe es nur bei den indigenen Einwohnern in Südamerika, und da gebe es nicht immer Matten für den Verkauf, sagt Christophersen. Die Baumwoll-Hängematten gebe es hingegen in verschiedenen Größen und Farben. Dauerbrenner im "Hängemattenladen" seien gestreifte Modelle.
Nicht nur die traditionelle Herstellung in Südamerika mache die Hängematten in Christophersens Geschäft besonders. Im Gegensatz zu Fabrikware aus anderen Ländern sei die klassische südamerikanische Hängematte auch stabiler. "Viele Hängematten, die es auf dem Markt gibt, sind seitlich an Holzbügeln aufgehängt. Das ist bei der traditionellen südamerikanischen Matte nicht der Fall. Und genau das macht sie so stabil. Sie kann nicht wegkippen, auch wenn man sich auf die Kante setzt", erklärt er. Die Holzbügel, durch die die Matte kürzer wird, kommen aus einer Zeit, in der Hängematten in der Schifffahrt verwendet wurden.
Auch Matthias Ristau, Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission, weiß um die eng verbundene Geschichte der Hängematte mit der Seefahrt. "Hängematten sind platzsparend, da man sie tagsüber leicht abbauen kann. Und sie gleichen das Schwanken des Schiffes aus, wenn man sie entsprechend der Längsrichtung ausrichtet", erklärt er.
Heute seien Hängematten auf Schiffen nicht mehr üblich, in der Geschichte der Seefahrerei seien sie jedoch unverzichtbar gewesen. So sei die Hängematte mitunter als "bester Freund des Seemanns" bezeichnet worden. "Jeder Seefahrer hatte früher seine eigene Hängematte und in ihr eine kleine Matratze. Die soll angeblich auch bei Schiffbrüchen geholfen haben, da sie schwamm und man sich an ihr im Wasser festhalten konnte", berichtet Ristau.
Auf einigen Schiffen seien auch heute noch Hängematten zu finden, sagt Ristau und erzählt von einer Fahrt mit einer Fähre über den Amazonas, bei der die Passagiere die Nächte in Hängematten verbrachten.
In Deutschland werden Hängematten heute vor allem mit Ruhe und Entspannung verbunden. "Im Sommer kann man wunderbar Zeit in einer Matte verbringen. Man hat eine angenehme Körperhaltung und die Bewegung kühlt auch ab", sagt Ristau, selbst Hängematten-Liebhaber.
Auch für Menschen mit Rückenproblemen könne eine Hängematte Abhilfe schaffen, erklärt Kai Christophersen. "Eine klassische südamerikanische Netzhängematte hat keine Knoten." Deshalb könne sie sich dem Körper perfekt anpassen. "Ich kenne das selbst. Als ich mir einen Nerv im Rücken eingeklemmt hatte, konnte ich nicht bequem stehen, sitzen oder im Bett liegen. Nur in der Hängematte, das ging."