HEMPELS Verkäufer im Café

25 Jahre soziales Straßenmagazin HEMPELS

Das soziale Straßenmagazin für Schleswig-Holstein HEMPELS wird 25 Jahre alt und erscheint aus diesem Anlass im kommenden Februar mit einer 48 statt 40 Seiten umfassenden Jubiläumsausgabe. HEMPELS gehört zu den ältesten und mit durchschnittlich über 20.000 verkauften Heften zu den größten Straßenmagazinen Deutschlands.

Längst ist HEMPELS eine feste und stark beachtete soziale Stimme in der Schleswig-Holsteinischen Medienlandschaft. Das Magazin wird von professionellen Journalistinnen und Journalisten, Fotografinnen und Fotografen erstellt und ausschließlich auf der Straße verkauft von Menschen, die in vielfältiger Form von Obdachlosigkeit, Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind. Ihnen geben wir eine Stimme, mit der wir auf Sorgen und Nöte hinweisen und Veränderungen bewirken. Aber nicht nur die "schweren" Themen finden Platz bei uns, HEMPELS ist auch ein Magazin, das für Kultur und Unterhaltung steht.

Verkauft wird HEMPELS von zur Zeit rund 220 Frauen und Männern in vielen Städten und Gemeinden. Die Hälfte des Verkaufspreises von aktuell 2,20 Euro verbleibt bei ihnen. In den vergangenen 25 Jahren wurden rund vier Millionen Einzelhefte verkauft und es konnten sich so mehr als 1500 Verkäuferinnen und Verkäufer einen Zuverdienst von insgesamt etwa 3,5 Millionen Euro erwirtschaften.

Bei der Betreuung der Verkaufenden und der Ausgabe der Hefte kooperiert HEMPELS mit diakonischen Einrichtungen in Flensburg, Husum, Lübeck, Rendsburg und Schleswig; im Jubiläumsheft wird die Bedeutung dieser Aufgaben dargestellt. In weiteren Berichten kommen unter anderem Verkäufer zu Wort, dass ihnen die Verkaufsarbeit bei der Alltagsstrukturierung hilft. Der 60-jährige Hans aus Husum zum Beispiel erzählt, wie der Kontakt zur örtlichen Bahnhofsmission und zu HEMPELS ihm geholfen hat, nach vielen obdachlosen Jahren wieder eine Wohnung zu finden. Und der 87-jährige Günther aus Eckernförde, unser ältester Verkäufer, weiß um die Bedeutung des kleines Zuverdienstes zu seiner schmalen Rente und zu den Sozialkontakten mit seinen Kunden.

Wie in allen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens stellt die derzeitige Pandemielage auch unsere Arbeit vor besondere Herausforderungen. Während des ersten Lockdowns im April des vergangenen Jahres konnten wir nur mit einer digitalen Notausgabe erscheinen. Auch Dank der großartigen Unterstützung unserer Leserinnen und Leser und vieler weiterer Sachspender war es uns möglich, unsere Verkäuferinnen und Verkäufer mit Geldbeträgen und Lebensmitteln zu versorgen. Wir haben diese Zeit damals genutzt, um ein umfassendes Hygiene- und Schutzkonzept für den weiteren Straßenverkauf zu entwickeln. Das ermöglicht, dass die meisten Verkaufenden auch jetzt das Magazin an ihren Verkaufsplätzen anbieten können. Besonders gefährdeten Verkäuferinnen und Verkäufern raten wir im Moment von einer Verkaufsarbeit ab; sie erhalten weiterhin materielle Unterstützung von uns.

Corona erlaubt uns im Moment leider auch nicht, unser Jubiläum mit einer großen Feier zu begehen. Wir hoffen, ein solches Fest mit vielen Gästen irgendwann nachholen zu können. Wann das sein kann, steht derzeit aber wie so viele andere Dinge noch irgendwo in den Sternen.

Das Cover unserer Jubiläumsausgabe. (Titelillustration: Tim Eckhorst)