Fußball-Zweitligist Holstein Kiel engagiert sich für Wohnungslose und Bedürftige. Drei Spieler besuchen deshalb die Stadtmission, den Kieler Anker und HEMPELS
TEXT UND FOTO: GEORG MEGGERS
"Das ist wie Weihnachten, nur besser", sagt Horst. Früher war er selbst obdachlos, nun arbeitet er ehrenamtlich für die Stadtmission.
Es ist ein Donnerstagvormittag und noch über eine Woche bis zum Fest. Was Horst meint: dass an diesem Tag Finn Porath, Fabian Reese und Stefan Thesker vom Fußball-Zweitligisten Holstein Kiel die Kieler Schaßstraße besuchen. Genauer: das Haus, in dem sich die Stadtmission, der Kieler Anker und HEMPELS für wohnungslose und bedürftige Menschen einsetzen.
HEMPELS-Geschäftsführerin Vera Ulrich steht in der Eingangstür und lacht. "Es herrscht Aufregung", sagt sie. "Viele Mitarbeitende und Besucher sind Holstein-Fans." Zusammen mit Kieler-Anker-Geschäftsleiter Lukas Lehmann führt sie die Profikicker durchs Haus. Erste Etappe ist die Küche. In ihr bereitet ein Team des Kieler Ankers Mahlzeiten für den Mittagstisch zu, Koch Marcus erzählt von seiner Arbeit. Er sagt: "Ich freue mich über den Besuch. Und auch über mein Foto mit den Spielern."
Um die Küche zu unterstützen, startete Finn Porath schon vor dem Besuch eine Aktion auf der Webseite www.betterplace.org: Dabei gingen 117 Spenden ein und insgesamt kamen 3.348 Euro zusammen. "Die Finanzierung des Mittagstisches ist leider jedes Jahr schwierig", sagt Lukas Lehmann. "Umso wichtiger sind diese Spenden. Das Geld hilft uns ein gutes Stück weiter."
Zweite Etappe im Haus ist der Tagestreff und Kontaktladen (TaKo) der Stadtmission. Die Kicker kommen sofort mit den Gästen ins Gespräch. Sie fragen nach den Alltagsproblemen der Besucherinnen und Besucher – und natürlich wird auch über Fußball diskutiert. "Morgen gewinnen", ruft ein Gast. TaKo-Mitarbeiter Horst schenkt Kaffee aus, dabei trägt er eine Mütze mit Holstein-Logo. "Aber nicht nur heute", sagt er.
Weiter gehts in den HEMPELS-Redaktionsraum. Finn Porath, Fabian Reese und Stefan Thesker fragen nach der Lebenssituation obdachloser Menschen. Und danach, wie die Verkäuferinnen und Verkäufer unseres Straßenmagazins von ihrer Verkaufsarbeit profitieren. "Die Spieler hatten großes Interesse an unseren Themen, sie haben sich richtig viel Zeit genommen", sagt Lukas Lehmann nach dem Treffen.
Zum Abschluss übergeben die drei Besucher im Innenhof mitgebrachte Lebensmittel und Hygieneartikel. Mitarbeitende verpacken sie daraufhin in Beutel und verteilen sie an die Besucherinnen und Besucher. Vera Ulrich sagt: "Die Leute haben sich riesig darüber gefreut. Eine tolle Aktion!"
Am Tag darauf kommen die Spieler übrigens der Forderung des TaKo-Besuchers nach: Sie gewinnen ihr Heimspiel gegen die Tabellenführer vom FC St. Pauli mit 3:0. Nach Vorarbeit von Fabian Reese erzielt Finn Porath dabei das zweite Tor.
