HEMPELS Verkäufer im Café

Geregelte Arbeit, großes Selbstbewusstsein

Mehrere HEMPELS-Verkäufer bekommen künftig einen festen und sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz bei uns. Insgesamt zehn Stellen werden in Zusammenarbeit mit dem Kieler Jobcenter neu geschaffen.

Für unsere Straßenzeitung ist dies ein bedeutender Schritt in die Zukunft: Erstmals können wir mehreren Verkäuferinnen und Verkäufern aus Kiel einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz mit festem Lohn bieten. Einige sind bereits Anfang dieses Monats mit ihrer Verkaufstätigkeit in ein solches Arbeitsverhältnis gewechselt, weitere Arbeitsplätze – darunter zwei in unserer Suppenküche und in der Verkäuferbetreuung – werden innerhalb des kommenden Vierteljahrs folgen. Insgesamt handelt es sich um zehn feste Jobs.

Möglich wurde dies in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Kiel. Für nicht in den ersten Arbeitsmarkt vermittelbare Langzeitarbeitslose war vergangenen Herbst ein so genannter dritter Arbeitsmarkt geschaffen worden. Paragraf 16 a des Sozialgesetzbuches II sieht vor, dass Arbeitgeber bis zu 75 Prozent der Lohnkosten erstattet bekommen, wenn sie Menschen mit mindestens drei erheblichen Vermittlungshemmnissen beschäftigen. Den Rest finanziert der jeweilige Arbeitgeber, in diesem Fall HEMPELS.

„Diese Menschen müssen schon lange Zeit arbeitslos sein und perspektivisch keine Chance auf einen Arbeitsplatz im ersten Arbeitsmarkt haben. Im Regelfall haben die Betroffenen eine Vielzahl von Vermittlungshemmnissen, beispielsweise fehlende berufliche Qualifikationen, Sucht- oder auch Schuldenproblematiken“, so die Geschäftsführer Gerwin Stöcken und Michael Stremlau vom Jobcenter Kiel, „mit dem neu geschaffenen dritten Arbeitsmarkt wollen wir die Sockelarbeitslosigkeit bekämpfen und den Betroffenen eine neue Jobperspektive schaffen.“ Insgesamt 270 Stellen stehen über das Kieler Jobcenter zur Verfügung, so der dortige Projektleiter Stefan Köpke, etwa dreißig sind bereits besetzt. Die Stellen können zunächst für zwei Jahre finanziert werden. Das Jobcenter will nach einem Jahr jedoch erstmals „Chancen und Risiken ausloten“, so die Geschäftsführer.

„Die Gesellschaft braucht den dritten Arbeitsmarkt, das hat der Gesetzgeber mit dieser Initiative mittlerweile erkannt“, sagt HEMPELS-Geschäftsführer Jochen Schulz, „unsere davon jetzt profitierenden Verkäufer hätten auf dem ersten Arbeitsmarkt definitiv keine Chance.“ Schulz geht davon aus, dass die neuen Jobs eine langfristige Perspektive bieten. Unsere Zeitungsverkäufer werden auf 30-Stunden-Stellen arbeiten. Sie erhalten einen Nettolohn von knapp 800 Euro monatlich. Damit fallen die Arbeitnehmer aus dem Leistungsbezug beim Jobcenter heraus.

Der 39-jährige Joachim Eybe gehört zu denjenigen, die mit ihrer Aufgabe spätestens im Sommer beginnen werden. Seit zweieinhalb Jahren verkauft er in Kiel unser Straßenmagazin. Sein letzter fester Job lief vor zehn Jahren aus – zwei Jahre lang war er damals im Gartenbau beschäftigt. Davor war er viel unterwegs und hat mal ein paar Monate hier, dann ein halbes Jahr dort gejobbt. „Eine Berufsausbildung hab ich leider nie gemacht“, so Joachim, „und dass ich jetzt endlich einen richtig festen Job mit allem Drum und Dran bekommen habe, das ist einfach super.“ Er fühle sich wieder gebraucht, fügt Joachim noch hinzu, „wenn mich künftig jemand fragt, wovon ich lebe, dann kann ich endlich sagen: Natürlich von meiner Arbeit, und zwar jede Woche dreißig Stunden! Früher musste ich immer sagen, dass ich beim Jobcenter bin.“

Großes Selbstbewusstsein, wie ihn auch unsere langjährige Verkäuferin Veronika Gericke ausstrahlt. Auch sie bereitet sich jetzt auf ihre künftige Festanstellung vor. Seit 1999 ist die heute 49-jährige Mutter von acht Kindern bei HEMPELS. „Ich bin künftig nicht mehr von Hartz IV abhängig“, strahlt Veronika, „das ist klasse! Und mit meinen Kindern – drei sind noch in der Ausbildung – hätte ich auf dem ersten Arbeitsmarkt eh keine Chance mehr.“

HEMPELS gehört mit diesen festen Arbeitsplätzen künftig zu den wenigen deutschen Straßenzeitungen, die eine solche besondere Perspektive bieten. Lediglich in München und Stuttgart gibt es bereits von Sponsoren kofinanzierte Stellen.