HEMPELS Verkäufer im Café

HEMPELS-Praktikantin Sina ist Mitarbeiterin beim Partyprojekt Odyssee

Eine Studentin und Mitarbeiterin des Partyprojektes Odyssee absolviert ein fünfwöchiges Praktikum bei HEMPELS. Sina schreibt über ihre Erwartungen an das Praktikum und über ihre Arbeit beim Drogenhilfeverein Odyssee e.V. in Kiel.

Ich heiße Sina, bin 25 Jahre alt, bin gelernte Erzieherin und studiere Soziale Arbeit an der FH Kiel. Zurzeit mache im Rahmen meines Studiums ein Praktikum beim HEMPELS e.V. in Kiel. Ich habe mir diese Stelle ausgesucht, da mich Menschen interessieren, die nicht unbedingt in das typische Klischeebild des weitgehend sorgenfreien Durchschnittsbürgers passen. Es gibt viele Gründe und Situationen, die einem aus dem Leben werfen können; sei es eine schwierige Kindheit, eine Trennung, der Verlust der Arbeit. Ich möchte Menschen in schweren Lebenssituationen unterstützen und ihnen eine Perspektive aufzeigen. Das Angebot von HEMPELS durch den Verkauf der Straßenzeitung, wie auch die Suppenküche, die Trinkräume mit Sozialberatung oder auch die Treuhandkontoverwaltung erscheinen mir als geeignete und interessante Angebote. Ich freue mich, hier einige Wochen verbringen zu können und in den Alltag hinter den Kulissen reinschnuppern zu können.

Neben meinem Studium arbeite ich beim Partyprojekt des Drogenhilfevereins Odyssee e.V. aus Kiel. Bei unserem Projekt geht es darum, präventiv zu arbeiten und Menschen gar nicht erst in schwierige Lebenssituationen durch einen übermäßigen Drogenkonsum kommen zu lassen. Wir wollen wertfrei und ohne erhobenen Zeigefinger informieren und den Konsumenten dazu befähigen, sein Handeln zu reflektieren.

Wenn ich mich daran erinnere, wie wir in der Schule das Thema Sucht und Drogen behandelt haben, erinnere ich mich eigentlich nur an die Aussage „Drogen sind schlecht, lasst bloß die Finger davon!“. Wirklich schlauer schien anschließend keiner zu sein. Die Tatsache, dass der Konsum von Drogen süchtig machen und sogar ein Leben auf der Straße ohne Wohnung und ohne festen Job mit sich bringen kann, hatten wir alle schon durch den Film „Die Kinder vom Bahnhof Zoo“ verstanden. Einigen schien diese Information als Abschreckung zu genügen, andere gaben sich mit dieser Form von Aufklärung noch lange nicht zufrieden und begannen in Selbstversuchen mit der Erforschung der breiten Drogenpalette. Das Angebot war groß und die Beschaffung schien das kleinste Problem zu sein. Auf nahezu jeder Party versuchten Dealer ihre Ware zu verkaufen, meistens ziemlich erfolgreich. Was tun, wenn man nicht wirklich weiß, was drin ist und wie die tatsächliche Wirkung aussieht? „Erst einmal ausprobieren“, dachten sich wohl die meisten und schlugen sich so einige wilde Nächte um die Ohren. Bei einigen ist es gut gegangen, bei anderen nicht.

Die Tatsache, dass Prävention auch anders funktionieren kann als durch reines Verteufeln, wollen wir mit dem Partyprojekt zeigen. Das Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen und Erwachsenen Informationen rund um das Thema Partydrogen zu vermitteln, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben. Wir begeben uns auf Partys, Open-Airs und Festivals, um vor Ort den Konsumenten und Interessierten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und das junge Partyvolk direkt zu erreichen. Mit einem Chill-Out-Bereich, kostenlosen Angeboten, wie Obst, Wasser, Kaugummis, einer Menge Informationen und einem immer offenen Ohr locken wir die Feierwilligen an. Das Angebot wird gut angenommen und regt dazu an, sich weiter zu informieren. Hierzu haben wir auch eine Internetseite erstellt, auf der alles nachgelesen werden kann und neben Fotos und einem Gästebuch auch Verlinkungen zu anderen Homepages zu finden sind. Als ergänzendes Angebot bieten wir Seminare für Schüler, FSJler, Fortbildungen oder ähnlichen Veranstaltungen kostenlos an, um dort Information weiterzugeben.

Ermöglicht wird das Projekt über eine Finanzierung durch das Sozialministerium Schleswig-Holsteins und Fördergeldern des Europäischen Sozialfonds; leider zunächst nur bis Ende des Jahres 2015. Das Projekt, welches in den Ursprüngen bereits seit 2007 existiert, musste in der Vergangenheit schon einmal eine Zwangspause einlegen, da das Geld fehlte – also heißt es hoffen auf den Zuschlag für eine fortlaufende Unterstützung.

Nun bin ich aber erst einmal bei HEMPELS und kann danach noch den Rest meiner Semesterferien genießen, bevor der Studienalltag wieder losgeht. Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Wochen noch erwartet...

Weitere Informationen über das Partyprojekt gibt es im Internet: www.partyprojekt-odyssee.de

Text und Fotos: Sina Dietze

Die Fotos zeigen Sina in der HEMPELS-Redaktion sowie das Partyprojekt Odyssee vor Ort.