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Kieler Modellprojekt für Wohnungslose geht weiter

Die stadt.mission.mensch, der Eigentümerverein Haus&Grund und jetzt auch das Immobilienunternehmen Kersig Immobilien wollen mit dem Modellprojekt Wohn.Kontakt.Stelle Wohnungsanbieter und Wohnungslose zusammenbringen, um Menschen mit Problemen eine Bleibe zu verschaffen. Sie wollen auch bei drohenden Problemen in Mietverhältnissen helfen.

Wer einmal wohnungslos geworden ist, hat große Schwierigkeiten auf dem freien Wohnungsmarkt selbständig eine eigene Wohnung zu finden. Auch Menschen, denen aufgrund unterschiedlicher persönlicher oder sozialer Probleme der Verlust der Wohnung droht, brauchen Unterstützung, um eine fristlose Kündigung, eine Räumungsklage und dann den Verlust des Zuhauses zu verhindern.

In Kiel gelten laut Statistik der stadt.mission.mensch derzeit rund 600 alleinstehende Frauen und Männer als dauerhaft wohnungslos; hinzu kommen Mehrpersonenhaushalte. Für viele Vermieter stellen als schwierig empfundenen Mieter nicht selten eine Herausforderung dar und sie wollen mögliche Komplikationen vermeiden. Deshalb vermieten sie nicht an diese Personengruppen.

Das vom schleswig-holsteinischen Innenministerium geförderte Modellprojekt Wohn.Kontakt.Stelle will nun dafür sorgen, dass sich Vermieter, auch private, dieser als schwierig empfundenen Personengruppe öffnen. Die stadt.mission.mensch will dabei gemeinsam mit Vertretern der Wohnungswirtschaft die Chancen für „Problemmieter“ erhöhen.

„Kern des Projektes ist es, Menschen, die aus dem Wohnungsmarkt herausgefallen sind, einen strukturierten Zugang zu verschaffen“, sagt Projektleiter Reiner Braungard. Zum einen werden geeignete Wohnungen angemietet und die Mieter während des Mietverhältnisses begleitet. Damit würden Vermieter kein finanzielles Risiko eingehen. Zum anderen wird präventiv gearbeitet. „In bestehenden Mietverhältnissen können wir bei entstehenden Problemen rechtzeitig eingreifen und helfen“, so Braungard. Man wolle sich um die Mieter kümmern, bis das Mietverhältnis wieder stabil sei und so Räumungsklagen verhindern.

„Wir gehen Kooperationsvereinbarungen mit der Wohnungswirtschaft ein, um das Problem bestmöglich zu lösen“, so Braungard. Das sei auch im Interesse der Immobilienbesitzer, die damit Probleme und teure Räumungsklagen vermeiden würden und Menschen helfen könnten.

Mit dem Eigentümerverein Haus&Grund hatte die stadt.mission.mensch bereits im vergangenen Jahr einen Kooperationsvertrag geschlossen. Seit dem Start im Oktober 2016 konnten auf diese Art 17 Wohnungslose eine Bleibe finden und sechs Räumungsklagen verhindert werden. Nun hat auch das Kieler Immobilienunternehmen Kersig Immobilien eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Die Gesellschaft betreut und verwaltet rund 2.000 Wohnungen in Kiel.

„Wir wollen Lösungen finden und planen weitere Kooperationen“, sagt Braungard. Hierzu gehöre auch die Idee, das präventive Angebot in die Landkreise hineinzutragen.

Weitere Informationen:www.stadtmission-mensch.de/beratungsstellen/wohn-kontakt-stelle.html

In der Maiausgabe von HEMPELS finden Sie einen Beitrag zum Thema.

Text: Hilke Ohrt

Foto: Helene Souza / pixelio.de